Schulleben

SchullebenBlickpunkteAuf den Spuren Darwins: Evolutionsbiologische Exkursion in den Botanischen Garten

Auf den Spuren Darwins

Evolutionsbiologische Exkursion in den Botanischen Garten

Die vielfältigen tropischen Pflanzenformen als Ergebnis eines Evolutionsprozesses zu verstehen, mit diesem Ziel besuchten der Q12-Bio-Kurs 2b2 und das Fachseminar Biologie am 09.01.2024 den Botanischen Garten der Universität Würzburg.

Am Eingang der Tropengewächshäuser wurden wir von Dr. Gerd Vogg, dem Wissenschaftlichen Kustos des Botanischen Gartens, freundlich begrüßt. Unsere Führung begann im ersten Tropenhaus, welches Pflanzen des Tieflandregenwaldes beherbergt. Dessen feucht-warme Atmosphäre kontrastierte sehr stark mit der klirrenden Kälte des Würzburger Wintermorgens. Herr Dr. Vogg veranschaulichte uns die im Regenwald herrschenden Bedingungen: Sehr hohe Jahresniederschlagsmengen (3000-8000 mm; vgl. Würzburg: ca. 600 mm) und das Tageszeitenklima begünstigen sehr die Fotosynthese. An was es aber mangelt ist Licht in Bodennähe. Wie Pflanzen an diesen Standort angepasst wurden und erfolgreich im Wettbewerb um das Licht bestehen, das zeigen beispielhaft die Lianen. So wächst eine Liane sehr schnell als dünner Trieb an einem Baumstamm bis zur Baumkrone empor, um auf diese Weise an das benötigte Licht zu gelangen. Erst jetzt bilden Lianen große Blattteppiche aus. Weitere Strategien im Kampf ums Licht wurden uns mit den Würgefeigen („Baummörder“) und den Aufsitzpflanzen (Epiphyten) vorgestellt. Insgesamt besitzen die Pflanzen im Tieflandregenwald sehr große Laubblätter, um intensiv Fotosynthese zu betreiben. Die ausgeprägten Blattspitzen erleichtern das Abfließen von Regenwasser, wodurch der Bewuchs der Blätter mit Algen oder Moos eingeschränkt wird.

In weiteren Gewächshäusern wurde uns die Vegetation im Bergnebelwald sowie in den Trockengebieten im Bereich der Wendekreise gezeigt. In letzteren wirken Wassermangel und Trockenheit stark wachstumslimitierend. Aber auch unter diesen extremen Bedingungen können bestimmte Pflanzen erfolgreich bestehen, wie wir z. B. an den Kakteen aus Amerika und den sehr ähnlich aussehenden, aber konvergent entstandenen Wolfsmilchgewächsen aus Afrika beobachten konnten. Durch ihre kugelige Form und der daraus resultierenden Oberflächenverringerung ist es bestimmten Arten möglich, den Wasserverlust zu minimieren. Auf Grund von innerartlicher Variation und des Selektionsdruckes bildeten sich die Laubblätter der Kakteen im Laufe der Zeit zu Dornen um. Spezielle Gewebe dienen dazu, Wasser gut zu speichern. Mit diesen Angepasstheiten können diese Spezialisten auch extrem aride Zonen erfolgreich besiedeln.

An den letzten zwei Stationen brachte uns Herr Dr. Vogg noch verschiedene tropische Nutz- und Genusspflanzen näher. So dient beispielsweise Kautschuk, welcher aus der Rinde des gleichnamigen Baumes gewonnen wird, zur Herstellung von Materialien aus Gummi. Eine Zugabe gab es anschließend noch für das Fachseminar Biologie durch Herrn Kraus, der auch als Führer im Botanischen Garten tätig ist.

Wir danken Herrn Dr. Vogg für die äußerst anschauliche und lehrreiche Führung.

Dr. Matthias Porsch
14.01.2024